
Digitale Themenwoche 2025
Zwischen Memes und Menschenrechten: Rechte Narrative, Antifeminismus, Diskriminierung - und pädagogische Antworten
Wie gestalten wir gesellschaftliches Miteinander in einer Zeit, in der Polarisierung, Digitalisierung und globale Umbrüche Alltag geworden sind? Zwischen erstarkendem Rechtsextremismus, Antifeminismus, strukturellem Rassismus und neuen Formen der politischen Einflussnahme stehen zivilgesellschaftliche Akteur:innen, Bildungsarbeit und Politik vor großen Herausforderungen – aber auch Chancen. Mit der digitalen Themenwoche 2025 schaffen wir Raum für fundierte Perspektiven, kritische Auseinandersetzung und praxisnahe Impulse. In interaktiven Vorträgen, Workshops und Diskussionen mit renommierten Wissenschaftlerinnen und Expertinnen beleuchten wir aktuelle gesellschaftliche Dynamiken und geben Antworten auf die drängende Frage: Wie können wir in bewegten Zeiten solidarisch, demokratisch und handlungsfähig bleiben?
In fünf Veranstaltungen widmen wir uns unterschiedlichen Facetten gesellschaftlicher Herausforderungen: Wir starten mit einem Workshop von Prof. Dr. Vincent Knopp zu extrem rechtem Aktivismus im digitalen Raum – mit besonderem Fokus auf Memes und Influencer-Strategien. Am Dienstag beleuchten wir Antifeminismus und Queerfeindlichkeit unter Jugendlichen und entwickeln mit Fabian Ceska von Detox Identity gemeinsam pädagogische Handlungsmöglichkeiten. Der Mittwoch behandelt mit Dr. Dastan Jasim kritisch die türkische Rechte, ihre Strömungen und transnationalen Verflechtungen. Am Donnerstag fragen wir mit Dr. Antje Gansewig und Dr. Maria Walsh, ob Aussteiger:innen aus dem Rechtsextremismus wirklich geeignete Präventionsakteur:innen im Klassenzimmer sind. Den Abschluss bildet am Freitag eine Diskussion zu den Ergebnissen der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft und den Perspektiven für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft – mit Stimmen aus der Zivilgesellschaft von Elisabeth Kaneza, Cornelius Steele und Paul Arzten.
Wir laden Sie herzlich ein, an der digitalen Themenwoche vom 08. bis 12. September 2025 teilzunehmen und mitzudiskutieren. Das Angebot ist kostenfrei und wird über das Videokonferenzsystem Zoom umgesetzt – eine Anmeldung ist erforderlich. Die Veranstaltungen der digitalen Themenwoche richten sich an Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, der politischen Bildung, der Demokratieförderung und Extremismusprävention, sowie an pädagogische Fachkräfte aus Schulen und Interessierte.
Montag, 08.09.2025 von 13:00 bis 15:00 Uhr: Extrem rechter Aktivismus am Beispiel von Memes und Influencing
Referent: Prof. Dr. Vincent Knopp
Extrem rechter Aktivismus gibt sich gern rebellisch, nonkonform und kreativ. Ziel des rechten Regime Change ist jedoch (nach wie vor) eine autoritäre Gesellschaft, in der Grundrechte ausgehöhlt und starre Genderkonzepte normalisiert werden. Wie passt das zusammen? Anhand von aktuellen Beispielen suchen wir in diesem interaktiven Workshop nach Antworten: Gemeinsam analysieren wir Memes als Propagandamedium und nehmen extrem rechte Influencer*innen unter die Lupe.
Prof. Dr. Vincent Knopp ist Professor für Soziale Arbeit an der International University (IU). Seine Themen sind der Wandel des Kapitalismus, soziale Ungleichheit und das Rechtsaußenspektrum.
Dienstag, 09.09.2025 von 16:00 bis 18:00 Uhr: (Anti)Feministen von morgen?
Wirksamer Umgang mit Queerfeindlichkeit in der Jugendbildung
Referent: Fabian Ceska
Antifeminismus macht jungen Männern verlockende Denk- und Handlungsangebote. Er verspricht ihnen Reichtum, Macht und das Gefühl, dass ihre Probleme ernst genommen werden. Doch was steckt hinter der Queerffeindlichkeit und dem Hass auf Frauen? Wie können wir die jungen Männer erreichen, bevor sie sich in ihrer Meinung festfahren? Das Ziel ist es, konkrete Methoden und Haltungen zur Bearbeitung von diskriminierendem Verhalten zu erarbeiten, um einen wirksamen Umgang damit zu bekommen.
Fabian Ceska (M.A. Gender & Queer Studies) ist Mitgründer von Detox Identity und bietet Workshops zu kritischer Männlichkeitsarbeit an. Fokus: Profeministische Arbeit mit Jungen* und Männern* mit antifeministischen Tendenzen. Verbindung von Migration und Männlichkeit, Reflexion männlicher Privilegien bei gleichzeitiger Anerkennung rassistischer Diskriminierungserfahrungen
Mittwoch, 10.09.2025 von 16:00 bis 18:00 Uhr: Kemalismus ,Turanismus, Panturkismus – Was ist was der türkischen Rechten
Referentin: Dr. Dastan Jasim
Die türkischen "Grauen Wölfe" gelten als eine der mitgliederstärksten rechtsextremistischen Bewegungen in Deutschland. Eine Organisation dieses Namens gibt es nicht. Was die verschiedenen Verbände und unorganisierten Anhänger:innen eint, ist ein islamistisch-nationalistisches Weltbild und ihre Symbolik. Dieses Weltbild exekutieren sie mit teils brutaler Gewalt. Dr. Dastan Jasim wird verschiedene Vorstellungen und Gruppen innerhalb der türkischen Rechten beleuchten. Sie wird diese Bewegungen nicht nur historisch nachzeichnen, sondern auch in den Kontext des politischen Islam einordnen, um ein umfassendes Verständnis für ihre Entstehung und Entwicklung zu schaffen. Zudem wird ihr Vortrag auf die aktuellen Akteure innerhalb der türkischen Rechten eingehen und ihre Auswirkungen auf die gegenwärtige politische Landschaft der Türkei aber auch in Deutschland diskutieren.
Dr. Dastan Jasim ist Politikwissenschaftlerin und beschäftigt sich mit verschiedenen Themen zwischen Migrationsgesellschaften in Europa und dem Mittleren Osten. Sie publiziert und referiert zu Demokratisierung in Mittelost, die kurdischen politischen Bewegungen, Sicherheitspolitik, Frauenfragen sowie Antisemitismus, Islamismus und innermigrantischen Rassismus.
Donnerstag, 11.09.2025 von 15:00 bis 17:00 Uhr: Rechtsextremismusprävention im Klassenzimmer – Begegnungen mit rechtsextremen Aussteiger:innen als geeignete Lernerfahrung für Schüler:innen?
Referentin: Dr. Antje Gansewig, Dr. Maria Walsh
Seit mehr als 20 Jahren sind ehemalige Rechtsextreme an Schulen in Deutschland zu finden. Was tun sie dort? Sie sind aktiv mit Maßnahmen, die als Präventions- und/oder politische Bildungsarbeit beworben werden. Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen zu diesen biografiebasierten Angeboten vor? Zahlreiche gewichtige Anhaltspunkte deuten darauf hin, dass Skepsis und besondere Sorgfalt geboten sind. Warum? Diese und weitere Fragen werden wir unter Verwendung von Beispielen und konkreten Hinweisen für Lehrpersonal und Fachkräfte der Jugendarbeit im praxisnahen Workshop behandeln. Sie sind herzlich eingeladen, mit uns gemeinsam wesentliche Inhalte und Facetten dieses Themas zu erörtern.
Die Arbeitsschwerpunkte von Dr. Antje Gansewig (Soziologie, Literaturwissenschaft, Politische Bildung/Politikdidaktik) und Dr. Maria Walsh (Pädagogik, Kriminologie, Psychologie) liegen in der Extremismus- und Kriminalprävention, Evaluationsforschung sowie politischen Bildung. Sie beschäftigen sich seit 2016 aus wissenschaftlicher Perspektive mit dem Thema "Aussteiger:innen aus rechtsextremen Bezügen in der schulischen Präventions- und politischen Bildungsarbeit“.
Freitag, 12.09.2025 von 14:00 bis 16:00 Uhr: UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft: Stimmen aus der Zivilgesellschaft
Referentin: Dr. Elisabeth Kaneza, Cornelius Steele, Paul Arzten
Sichtbarkeit betroffen. Deshalb haben die Vereinten Nationen von 2015 bis 2024 die erste UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft unter dem Leitmotiv "Anerkennung – Gerechtigkeit – Entwicklung" ausgerufen. 2022 errichtete die Bundesregierung eine Koordinierungsstelle für die Umsetzung der UN-Dekade, bestehend aus einem Beirat und einer Geschäftsstelle. Die Perspektiven und Erfahrungen der im Beirat vertretenen Schwarzen Communitys und Wissenschaftlerinnen bildeten für die Arbeit des Beirats eine unabdingbare Grundlage. Zum Internationalen Tag gegen Rassismus, am 21. März 2025, wurde der Abschlussbericht des Beirats der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Dezember 2024 wurde eine zweite Internationale Dekade von 2025 bis 2034 durch die UN-Generalversammlung ausgerufen. Die zweite Dekade bietet die Möglichkeit, die Maßnahmen, die während der ersten Dekade umgesetzt wurden, zu verstetigen und neue Akteur*innen mit den Anliegen von Menschen afrikanischer Herkunft zu befassen. Offen bleiben die Fragen: Welche Maßnahmen braucht es tatsächlich, um strukturellem Rassismus, Alltagsdiskriminierung und deren Folgen entgegenzuwirken? Welche Strategien sind notwendig, um die im Bericht enthaltenen Handlungsempfehlungen zu verwirklichen?
Dr. Elisabeth Kaneza:
Dr. Elisabeth Kaneza ist Leiterin des Büros für die Rechte von Menschen afrikanischer Herkunft der Kaneza Foundation for Dialogue and Empowerment e.V. Die seit 2016 bestehende Kaneza Founda-tion for Dialogue and Empowerment e.V. verfolgt das Ziel, gesellschaftlichen Wandel aktiv mitzugestalten und einen Beitrag für die Förderung der Menschenrechte und Vielfalt in Deutschland zu leisten. 2022 wurde Dr. Elisabeth Kaneza von der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam promoviert. Ihre Doktorarbeit befasste sich mit der Diskriminierung von Schwarzen Menschen und der Umsetzung des menschenrechtlichen Rechts auf Gleichheit und Nicht-Diskriminierung. Dr. Elisabeth Kaneza war von 2022 bis 2025 Mitglied im Beirat zur Umsetzung der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland.
Cornelius Steele:
Das in 2014 gegründete ADAN ist ein inklusives Netzwerk von afrodiasporischen und afrikainteressierten Studierenden, Professionals, Auszubildenden und Akademiker*innen. Seit 2018 ist Cornelius Steele im Vorstand von ADAN e. V. Er hat Internationale Beziehungen und Internationale Politische Ökonomie in London sowie Betriebswirtschaftslehre in Düsseldorf studiert. Derzeit verantwortet Cornelius Steele als Mitglied der Geschäftsführung die Wachstumsmärkte Nordamerika und Afrika der Niedax Group. Cornelius Steele war von 2022 bis 2025 Mitglied im Beirat zur Umsetzung der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland.
Paul Arzten:
Paul Arzten ist Erzieher und Religionspädagoge an einer evangelischen Gesamtschule in Nürnberg. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt er sich mit dem Identitätsparadoxon, dem gesellschaftlichen Spannungsfeld zwischen der Selbst- und Fremdwahrnehmung. Als Kommunalpolitiker setzt er sich für die Bildung von Kindern und Jugendlichen, für Sport und Demokratieförderung ein. Darüber hinaus gehört Paul Arzten dem Vorstand der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund e.V.). Deutschland zu einem gerechteren und lebenswerteren Ort zu gestalten - das ist sein Ziel. Paul Arzten war von 2023 bis 2025 Mitglied im Beirat zur Umsetzung der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland.