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„Politischer Islam“

Aktuelle Diskurse und die Folgen für gesellschaftliche Teilhabe von Musliminnen und Muslimen in Deutschland Neben einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Konstrukt „politischer Islam“, ist es ein Anliegen des Fachtages, gemeinsam den Blick dafür zu schärfen, welchen Barrieren Individuen und Organisationen muslimischer Prägung – insbesondere auch im Bereich der (Jugend-) Verbandsarbeit– ausgesetzt sind und wie die aktuellen…
©Andrey Popov/Adobe Stockfoto

„Politischer Islam“ – Aktuelle Diskurse und die Folgen für gesellschaftliche Teilhabe von Musliminnen und Muslimen in Deutschland

So eindeutig der Begriff des „politischen Islam“ zunächst klingen mag: Er ist alles andere als eindeutig und wird – je nach Kontext und Absicht – ganz unterschiedlich eingesetzt.

Mal fungiert er als Synonym für „legalistischen Islamismus“. Mal scheint der Begriff als Sammelbezeichnung für jegliche politischen Aktivitäten von Musliminnen und Muslimen gemeint zu sein, was sich in aktuellen Diskursen jedoch weniger abbildet. Häufig wird er als ‚Kampfbegriff‘ zur Projektion von Feindbildern und Ängsten gegenüber muslimisch gelesenen Menschen und Organisationen unter muslimischer Trägerschaft genutzt, welcher sie unter einen Generalverdacht stellt, eine „geheime ideologische Agenda zu verfolgen“. 

Während die Diskurse um die Bezeichnung „politischer Islam“ kontrovers geführt werden, werden die Auswirkungen auf betroffene Personen und Organisationen, die muslimisch geprägt sind und nach gesellschaftspolitischer Teilhabe streben, kaum thematisiert. Gleichwohl sehen sich Personen und Organisationen muslimischer Prägung verschiedensten negativen Folgen solcher Diskurse um einen (vermeintlich) „politischen Islam“ ausgesetzt.

Auch und gerade junge Menschen berichten zunehmend davon, dass sie Bedenken haben, sich zum Beispiel in lokalen Moschee- oder Kulturvereinen zu engagieren, aus Sorge davor, ihr Name könnte in skandalisierenden Blog- oder Presseartikeln auftauchen. Auch gibt es mittlerweile wissenschaftlich belegte Erfahrungen dazu, dass öffentliche Träger beispielsweise der Jugendhilfe unter Bezugnahme auf den „politischen Islam“ potenzielle Kooperationen mit Organisationen unter muslimischer Trägerschaft zunehmend kritisch betrachten oder gänzlich ablehnen. Dies erschwert nicht nur die gesellschaftspolitische Teilhabe von Musliminnen und Muslimen, sondern wirft auch die grundsätzliche Frage auf, inwiefern dies im Sinne des partizipativ-pluralistischen Wesens unserer Demokratie sein kann.

Neben einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Konstrukt „politischer Islam“, ist es ein Anliegen des Fachtages, gemeinsam den Blick dafür zu schärfen, welchen Barrieren Individuen und Organisationen muslimischer Prägung – insbesondere auch im Bereich der (Jugend-) Verbandsarbeit– ausgesetzt sind und wie die aktuellen Diskurse ihre gesellschaftspolitische Partizipation einschränken. Angestrebt wird ebenso, Strategien auszuloten, wie es auf persönlicher, fachlicher, struktureller und letztlich gesellschaftlicher Ebene gelingen kann, dem entgegenzuwirken.

Die Fachtagung richtet sich insbesondere an Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, kommunaler Migrations- und Integrationsabteilungen und alle interessierten Personen, die an der Schnittstelle zur muslimischen Zivilgesellschaft tätig sind oder aber auch sich selbst als Teil einer muslimischen Zivilgesellschaft verstehen.

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