| Landesdemokratiekonferenz RLP

Allyship & Awareness als Schlüsselelemente demokratischen Engagements und Handelns

Am 20. Mai 2025 veranstaltete das Demokratiezentrum Rheinland-Pfalz (DZrlp) im Bürgerhaus Mainz-Finthen eine Landesdemokratiekonferenz, in deren Fokus „Allyship und Awareness“ als Konzepte demokratischen Handelns standen. Die Fachveranstaltung richtete sich an Engagierte aus den Bereichen Demokratieförderung, Vielfaltgestaltung und Extremismusprävention in Rheinland-Pfalz und bot Raum für Austausch, Reflexion und praxisorientierte Impulse. Das DZrlp, gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und eingebettet im Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, widmet sich insbesondere der Prävention und Intervention bei politisch motiviertem und religiös begründetem Extremismus.

Ziel der Veranstaltung war es, die Teilnehmenden für die Konzepte von „Allyship“ und „Awareness“ zu sensibilisieren und sie zur Reflexion des eigenen Handelns zu befähigen. „Allyship“ bedeutet, sich solidarisch und aktiv an die Seite von Menschen zu stellen, die von Diskriminierung betroffen sind – nicht nur durch Worte, sondern durch konkretes, reflektiertes Handeln. Dies kann sich schon in kleinen, alltäglichen Momenten zeigen. Es gilt, da aktiv einzuschreiten, wo Vorurteile im Gespräch nicht hinterfragt oder Personen abgewertet werden, sowie Personen zu unterstützen, die gegen Ungerechtigkeiten aufstehen. „Awareness“ wiederum schafft durch aktives Zuhören, achtsames Wahrnehmen und die Übernahme von Verantwortung die Grundlage dafür, dass diese Unterstützung tatsächlich wirksam wird. Diese Konzepte bilden das Fundament für ein demokratisches und vielfältiges Miteinander – im beruflichen Alltag, der Demokratiebildung und -förderung, der Präventionsarbeit, ebenso wie im gesellschaftlichen Alltag.
Diese Landesdemokratiekonferenz bot den Teilnehmenden die Gelegenheit, konkrete Handlungsansätze zu entdecken und das eigene Engagement als Verbündete im Alltag weiter zu stärken. Pia Hartmann und Johannes Keienburg von der Landeskoordination eröffneten die Veranstaltung mit ersten inhaltlichen Impulsen, die zur Selbstreflexion anregten. Besonders als Fachkräfte, nicht nur in der Demokratieförderung und Präventionsarbeit, gilt es, das eigene Handeln immer wieder zu reflektieren und auf Solidarität sowie Awareness zu überprüfen, damit sich alle Teilnehmenden wohlfühlen können. Awareness bedeutet, ein aktives Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass alle aufeinander Rücksicht nehmen und gemeinsam eine Atmosphäre geschaffen wird, in der sich keiner diskriminiert, belästigt oder unsicher fühlt. Darüber hinaus werden die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Teilnehmenden berücksichtigt und dank Eingriffsmöglichkeiten, sollte es zu Störungen kommen, wird ermöglicht, dass die Veranstaltung für alle ein positives Erlebnis wird.
In der interaktiven Keynote zum Thema „Allyship in Aktion – Verbündet handeln für eine demokratische Kultur“ zeigte Sarah Saem Bergmann vom Verein Act Aware auf, was es bedeutet, eine Verbündete, bzw. ein Verbündeter zu sein, wie Allyship im Alltag, Beruf und gesellschaftlichen Kontext gelebt werden kann. Mit kurzen Impulsen und aktivierenden Einzel- und Partnerübungen bot die Keynote Raum für individuelle Reflexion und gemeinsame Orientierung. Über die grundlegende, voraussetzungsarme Beschäftigung mit Diskriminierungsmechanismen, die unserer Gesellschaft immer zu eigen sind, näherte sich die Referentin dem Ziel, konkrete Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, um marginalisierte Perspektiven zu unterstützen und eine demokratische Haltung sichtbar zu machen. Dabei reflektierten die Teilnehmenden auch ihre eigenen Privilegien und erarbeiteten nachhaltige solidarische Ansätze für den (Arbeits-)Alltag.
Am Nachmittag intensivierte eine „Schnitzeljagd der Möglichkeiten“ die Auseinandersetzung mit dem Thema. In einem partizipativen Format ermöglichten diverse Kooperationspartnerinnen und -partner sowie Selbstorganisationen aus verschiedenen Fachgebieten den Austausch an Infoständen und in praxisnahen Gesprächsrunden. Die Landesdemokratiekonferenz bot somit die Gelegenheit, eigene Handlungsmöglichkeiten und vorhandene Ressourcen zu entdecken, Verantwortlichkeiten zu reflektieren und Impulse für die Weiterentwicklung des Arbeitsfeldes zu setzen. Anhand vorbereiteter Fallbeispiele konnten eigene Lösungsansätze besonders plastisch und konkret in neun Runden von jeweils fünfzehn Minuten diskutiert werden. Die Stationen der Schnitzeljagd wurden von engagierten Institutionen aus Rheinland-Pfalz ausgerichtet, die sich mit diversen Phänomenen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auseinandersetzen: Handlungskompetenz bei diskriminierender Trans*feindlichkeit wurde am Tisch der Deutschen Gesellschaft für Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit e. V. (dgti) diskutiert. Gegenstrategien zur Abwertung geflüchteter Menschen konnten mit der Servicestelle junge Geflüchtete in Mainz eingeübt werden. Kolleginnen sowie Kollegen von Arbeit und Leben Rheinland-Pfalz/Saarland präsentierten ihr Angebot zum Thema Klassismus, einer oft vernachlässigten Diskriminierungsform in zahlreichen Lebensbereichen. Der Studierendenverband Hinenu e. V. stellte seine Arbeit gegen Antisemitismus vor und berichtete von zunehmenden Anfeindungen auch in Rheinland-Pfalz. Mit Kolleginnen und Kollegen von QueerNet Rheinland-Pfalz e. V. konnten Handlungsoptionen gegen Homosexuellenfeindlichkeit besprochen werden. Handlungssicherheit gegenüber zahlreichen Abwertungsmechanismen zwischen Antifeminismus und Sexismus wurden vom Frauennotruf-Mainz methodisch und interaktiv diskutiert. Die im LSJV verortete Beratungsstelle Salam gegen islamistische Radikalisierung ermöglichte den Austausch zu antimuslimischem Rassismus. Schließlich rundete die Betroffenenberatung Rheinland-Pfalz – Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt – die „Schnitzeljagd der Möglichkeiten“ ab und präsentierte neben dem breiten Angebot der Betroffenenberatung insbesondere Fakten zu Betroffenheiten und Abwertungsmechanismen in Deutschland.
Die Vorstellung der Ergebnisse und Diskurslinien aus den Workshops im Plenum der Teilnehmenden rundete die Veranstaltung ab und die Teilnehmenden konnten neue Ideen und Impulse für ihre Arbeit mitnehmen. Eine positive Einschätzung der Veranstaltung wurde direkt vor Ort und auf vielfachem Wege nach der Veranstaltung von den Teilnehmenden zurückgemeldet.
 

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