Bereits zum 83. Mal jähren sich die Novemberpogrome. In der Nacht vom 9. November 1938 brannten über ganz Deutschland hinweg nicht nur Synagogen, sondern wurden auch unzählige jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört und geplündert sowie Menschen jüdischen Glaubens gedemütigt, verletzt und auch ermordet. Diese auch als Reichspogromnacht bekannte Aktion bildet den Übergang von Diskriminierung hin zur Legitimierung eines staatsoffiziellen und offenen Antisemitismus, Rassismus, sowie der systematischen Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und Juden in Europa.
In der Folge des Novemberpogroms wurden mehr als 30.000 Juden in Konzentrationslager deportiert. Fast alle Synagogen in Deutschland waren zerstört.
Noch immer wird diese Nacht als „Reichskristallnacht“ bezeichnet, bezugnehmend auf die unzähligen Scherben, die durch die Zerstörung von Schaufenstern und Eigentum überall auf den Straßen lagen. Problematisch an dieser Bezeichnung ist jedoch ihr zynisch verharmlosender, fast romantisierender Unterton. Dies bildet jedoch in keiner Weise den erlebten staatlichen Terror ab, dem sich viele Menschen in dieser Nacht ausgesetzt sahen.
Leider legen Erkenntnisse aus der Mitte-Studie (Friedrich-Ebert-Stiftung), der Leipziger Autoritarismus-Studie (Heinrich-Böll-Stiftung), sowie der Anschlag von Halle und der mutmaßlich vereitelte Anschlag in Hagen im September dieses Jahres nahe, dass noch immer antisemitische Vorurteile stark in der Gesellschaft verwurzelt sind.
Eine friedliche, offene und vielfältige Gesellschaft, in der sich jeder Mensch sicher fühlen kann, ist noch immer keine Selbstverständlichkeit. Diversitätsorientierter und demokratiefördernder Arbeit kommt daher nach wie vor eine unschätzbar hohe Bedeutung zu.